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13.12.2013

Schlitzohren visieren ein Werk

Statt Bildern in der Schalterhalle hat sich die Raiffeisenbank in Diessenhofen Kunst am Bau gegönnt. Künstler Yves Netzhammer steckte sein Kunstwerk mit Visieren aus. Das führte zu einem kleinen Eclat.
Tagblatt Online, 12. Dezember 2013 Da waren Schlitzohren am Werk. «Wie werden Visiere visiert?» Architekt Roman Giuliani fragte beinahe unschuldig. In Diessenhofen werden Visiere mit den Visieren visiert, die der international renommierte Künstler Yves Netzhammer auf der sanierten Villa montierte. Eines steht schräg, eines ragt über einen Baum hinaus und ein anderes hängt in der Schalterhalle, ein vermeintlicher Plastiksack hängt daran.

Einen Eclat im Visier

Künstler Netzhammer verlebte seine Jugend in der Bahnhofstrasse in Diessenhofen. Nun visiert er dort ein imaginäres Haus. Eine bauliche Änderung steht also nicht zur Debatte. So weit, so witzig. Eine verspätet eingereichte Baueingabe für die Kunst-Visiere hatte zur Folge, dass Stadtammann Walter Sommer nicht zu Eröffnung kam, obwohl er in der Einladung als Teilnehmer eines Podiums angekündigt wurde. Steckt da eine Performance dahinter? «Nein, das war ein diplomatischer Akt», sagt Stadtammann Walter Sommer gestern auf Anfrage. «Ich bin gegenüber dem Stadtrat kollegial und deshalb nicht gekommen.» Der Stadtrat habe im September beschlossen, die Raiffeisenbank möge bitte ein Baugesuch zur geplanten Kunst am Bau einreichen. Das Gesuch sei einen Tag vor Eröffnung eingetroffen, als die Kunst-Visiere längst montiert waren, wenn es denn nicht einfach nur die Visiere sind, die die Kunst-Visiere visieren.

Ein Jurist mit Humor

Regierungsrat Claudius Graf-Schelling fand die Visiere witzig und provokativ. Als Jurist wollte er sich aber nicht auf die anvisierten Äste hinaus lassen. «Ich hoffe, dass diese Frage nicht noch beim Kanton landet.» Diese Befürchtung ist nicht aus der Luft gegriffen - bei so versierten Schlitzohren. Weitere Artikel über den Neubau der Bank Raiffeisen Diessenhofen: ScharfAktuell, Schaffhauser Architekturforum Thurgauer Zeitung, 12. Dezember 2013 Radio Munot Interview

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