22.03.2012
Mit roten Stühlen zu roten Sitzen
Die SP Thurgau will mit ihrem kreativen Wahlkampf jene sechs Sitze zurückholen, die sie vor vier Jahren verloren hat.
Damit will sie auch den Rechtsrutsch verhindern, der sich ihrer Meinung nach abzeichnet.
MARINA WINDER
WEINFELDEN. Bei den Grossratswahlen vor vier Jahren hat die SP Thurgau sechs Sitze verloren. Diese will sie sich am 15. April zurückholen. «Wir wollen mindestens wieder 23 Sitze haben», formuliert Parteipräsidentin Barbara Kern an einer Medienkonferenz in Weinfelden das Wahlziel.
Dass die SP schweizweit bei den Wahlen in die Kantonsparlamente leicht zulegen konnte, gibt den Thurgauer Sozialdemokraten Aufwind. Ebenso wie das bisher beste Wahlergebnis ihres Regierungsrates Claudius Graf-Schelling in dessen Amtszeit.
Mehr rote Sitze seien dringend nötig, halten die SP-Vertreter in Weinfelden fest. «Der Grosse Rat ist zu bürgerlich und zu konservativ», sagt etwa Kantonsrätin Renate Bruggmann. Kantonsrat Peter Gubser fürchtet gar «einen weiteren Rechtsrutsch» nach den Wahlen, weil moderate SVP-Vertreter bereits zurückgetreten seien oder nicht mehr antreten würden.
Melk- und Liegestühle
Das Wahlziel «Mehr rote Sitze» veranschaulichen die Thurgauer Sozialdemokraten mit rot angemalten Stühlen, die sie im ganzen Kanton aufgestellt haben. «Die Stühle sind zwar alle rot, aber sie sind dennoch sehr unterschiedlich: Darunter gibt es Hocker, Melkstühle oder Liegestühle. Das steht für die Vielfalt in unserer Partei», sagt Roman Giuliani, der als bisheriger Kandidat aus Diessenhofen nun neu für den Bezirk Frauenfeld antritt. «Der Liegestuhl könnte beispielsweise auch für den Wunsch stehen, ihn an einem möglichst frei zugänglichen Bodenseeufer aufstellen zu können», sagt Barbara Kern.
Forderung an das EKT
Inhaltlich setzt die SP Thurgau einen Schwerpunkt bei der Forcierung der erneuerbaren Energien. «Das EKT soll seinen Teil zur Energiewende beitragen und sicher nicht sofort, aber in naher Zukunft nur noch auf erneuerbare Energie setzen», sagt Barbara Kern. Entsprechende Vorstösse hätten die amtierenden Kantonsräte bereits eingereicht. Besonders wichtig ist der Partei auch der Kampf gegen BTS und OLS. «Hingegen setzen wir uns dafür ein, den Langsamverkehr und den öffentlichen Verkehr zu stärken», sagt Kern. Ein besonderes Anliegen von Roman Giuliani ist der Schutz der Landschaft vor der Zersiedlung. Ausserdem ist er der Ansicht, dass der Nagra bei der Planung des Atomendlagers mehr Gegenwind aus dem Thurgau entgegenblasen müsste.
Kantonsrat Peter Gubser will sich im Grossen Rat nach wie vor für mehr Steuergerechtigkeit einsetzen. Die Forderung der Wirtschaftsverbände nach mehr Steuerreduktionen stört ihn: «Das würde wieder nur den Reichen zugute kommen.» Er hebt den Einsatz der SP Thurgau gegen die Flat Rate Tax hervor und zeigt sich sehr froh darüber, dass diese nicht zustande gekommen ist.
Bezahlbare Wohnungen
Gleich mehreren Kandidaten der SP Thurgau ist es ein Anliegen, für bezahlbare Wohnungen zu sorgen. Als Idee bringt unter anderem Gisela Theus, Kandidatin in Kreuzlingen, die Gründung von Wohngenossenschaften ein. Als Präsidentin einer solchen habe sie in Basel sehr gute Erfahrungen gemacht.
Zeitungsartikel Thurgauer Zeitung 22.03.2012
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